letzte Aktualisierung: 6.1.2013

DE BLÄCK FÖÖSS


Dialekt-Songs sind so alt wie die Popmusik. Die Beatles brachten das breite Liverpool-Englisch nach Amerika und Mick Jagger importierte den Südstaaten-Akzent des Blues nach London - wenn er nicht ein gepflegtes Cockney sang. Hierzulande aber wurde hochdeutsch gesungen - Dialekt gab es allenfalls bei Shanties oder in bayerischen Bierzelten. Popbands behalfen sich in den 60er Jahren mit ihrem meist dürftigen Schulenglisch.

GESCHICHTE DER GRUPPE

Vor 1970 spielten die Mitglieder der BLÄCK FÖÖSS in diversen Beat-Formationen, bevor sie als STOWAWAYS ihre endgültige Besetzung fanden. Auf Karnevalsbällen spielte die Gruppe die Hits der BEATLES, der KINKS und der HOLLIES. Natürlich waren auch Karnevalslieder gefragt, und so erklangen die ersten kölschen Töne. Graham Bonney, mit dem die Stowaways im Studio arbeiteten, schlug ihnen vor, doch einen dieser Titel aufzunehmen. Ihren guten Namen als Beat-Gruppe wollte die Band allerdings nicht unter den ersten kölschen Titel "Rievkooche-Walzer" setzen - deshalb wurde der Parallel-Name "DE BLÄCK FÖÖSS" erfunden, weil er "englisch und kölsch zugleich klang". Die erste kölsche Single der Gruppe wurde nicht mehr als ein Achtungserfolg - ganze 2000 Stück wurden davon verkauft. Die Stowaways hatten Angebote von drei Plattenfirmen, aber keine wollte kölsche Lieder haben - es sollte englisch gesungen werden. Der zweite Bläck Fööss- Titel "Drink doch eine met" wurde überall abgelehnt - auch von der Kölner EMI. Schließlich veröffentlichte ausgerechnet die BASF in Ludwigshafen das Lied, das sofort ein Publikumserfolg wurde. Bald waren DE BLÄCK FÖÖSS bei den Karnevalssitzungen und -bällen sehr gefragt, nur die Gesellschaften waren durch das Äußere der Gruppe irritiert: langhaarig, in Jeans und barfuß (um dem Gruppennamen gerecht zu werden) tauchte die Band mit E-Gitarren und Verstärkern in den heiligen Hallen des Kölner Frohsinns auf. Unbekümmert hatten die Bläck Fööss das Idiom Willi Ostermanns mit Popmusik unterlegt und das Publikum mochte es!

DIE BLÄCK FÖÖSS UND DER KARNEVAL

Seitdem haftet der Gruppe bei manchen Leuten das Image einer Karnevalsband an - wird doch in weiten Teilen Deutschlands Kölsch mit Pappnase und Schunkeln gleichgesetzt. Dabei zeigen die Bläck Fööss mit vielen ihrer Lieder, die sie im Karneval spielen, daß Frohsinn nicht besinnungslos sein muß, und so paßten den Traditions-Jecken auch viele ihrer Themen nicht: Titel wie "De Mama kritt schon widder e Kind", die Bundeswehr-Ballade "Am Arsch der Welt" oder das historische "Kackleed" waren den Offiziellen zu direkt. Zur Zeit des "Rievkooche-Walzers" arbeiteten die Bläck Fööss sehr intensiv für den Kinder-Funk, und sie glauben heute, daß diese Erfahrung einen starken Einfluß auf ihre Lieder hatte. Dazu sagt Sänger und Gitarrist Erry: "Wir haben damals gelernt, daß nicht nur die Musik, sondern auch die Geschichte stimmen muß. Darauf achten Kinder besonders, und das ist auch bei den Erwachsenen nicht anders - die Leute wollen den Text verstehen."

DIE TEXTE DER BLÄCK FÖÖSS

Auch heute spielen die Bläck Fööss noch oft in Schulen und Kindergärten. Dabei entstanden u.a. Lieder wie "Meiers Kättche", "Pänz, Pänz, Pänz", "Rollbrett" und "Achterbahn". Die Gruppe beeindruckt neben der gekonnten Stilvielfalt ihrer Musik von Folk, Jazz, Gospel, Funk, Rock, Calypso, Rap und ausgefeilte Schlagermelodien durch die Geschichten und Figuren ihrer Lieder, die aus der genauen Beobachtung ihrer kölschen Umgebung entstanden. Sie erzählen vom Alltagsleben, ohne dabei ins unverbindliche "Menschlich-Allzu- menschliche" abzugleiten. Andererseits ist die kritische Zeichnung ihrer Mitmenschen nicht denunziatorisch - sie machen sich nicht über die Leute lustig - die Leute sollen über sich selber lachen können, wenn sie sich in den Liedern als "Lück wie ich un du" erkennen. Dem deutschen Hausmeister setzten sie mit "Kaczmarek", dem Siedlungskontrolletti ein Denkmal; ihr Gesangsverein "MGV Concordia" hat eine leichte, alkoholbedingte Schlagseite, in der "Kaffeebud" kommt es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen all den Rechthabern in der Frühstückspause und auch die Heroen des deutschen Schlagers bleiben in "Moni hat geweint" nicht ungeschoren. Eine heile Welt malt die Gruppe in ihren Liedern trotz aller Liebe zu ihrer Stadt dennoch nicht: "Zille auf Kölsch" hat ein Tontechniker ihre Songs einmal genannt. Zu aktuellen Themen, wie Umweltzerstörung, Ausländerhaß und verdrängter deutscher Vergangenheit nehmen die Bläck Fööss Stellung - auch im Bierzelt, wo man das nicht immer gern hört. Obwohl die Gruppe es nicht allen recht macht, hat sie ein großes Publikum: Ob bei Konzerten im traditionsbewußten Kölner Millowitsch-Theater, in der Kölner Philharmonie, auf Straßenfesten, in Schulen, bei Bürgerinitiativen oder im Bierzelt. Und auch in den gestylten Neonkneipen ertönen zwischen den aktuellen Szenehits ihre Songs "Katrin", "Bye, bye, my love", "Männer", "Homeless" und "Moni hat geweint" und "Unsere Stammbaum.

43 JAHRE BLÄCK FÖÖSS

Wer mit dem Weggang von Tommy Engel 1994 bereits das Ende der Band besiegelt sah, der mußte sich in den darauffolgenden Jahren eines besseren belehren lassen. Die Legende lebte weiter- und wie...
Schon seit vielen Jahren verstärkt durch Schlagzeuger Ralph Gusovius, Sänger/ Gitarrist Kafi Biermann und Keyboarder Andreas Wegener wirkt die Band heute homogener denn je und wer sie heute bei einem Konzert erlebt, dem fällt schwer zu glauben, daß diese frische, optimistische, energiegeladene Gruppe im Jahr 2010 bereits ihr 40 jähriges Bühnenjubiläum feierte. Den Einstieg ins Jubiläumsjahr bildete das Silvesterkonzert in der LANXESSarena. Ein Mitschnitt dieses Konzertes wurde als Doppel-CD veröffentlicht, die sich bereits kurz nach ihrem Erscheinen in der Top 50 der internationalen Charts platzieren konnte. Weitere Höhepunkte des Jubiläumsjahres waren die Konzerte inder Comedia, dem Senftöpfchen, dem Millowitschtheater sowie der Philharmonie. Fragloses Highlight für Band und Publikum gleichermaßen waren die drei ausverkauften Jubiläumskonzerte am Roncalliplatz.
Die Höhepunkte des ersten Konzertes wurden dann 2011 als Video DVD veröffentlich. Ende 2011 erschien das Studioalbum "Alles für die Liebe" dessen Songs dann auf den zahllosen Konzerten des Folgejahres auch live zu hören waren. Mit der 14. Silvesterparty in der ausverkauften LANXESSarena startete die Gruppe dann in das 43. Jahr ihres Bestehens. Die Karten für die 15. Silvesterparty sind bereits im Vorverkauf erhältlich.

DIE BLÄCK FÖÖSS 2013:
Kafi Biermann:
Gesang, Gitarre, Percussion
Ralph Gusovius:
Schlagzeug, Akkordeon, Gesang
"Bömmel" Lückerath:
Gitarre, Banjo, Mandoline, Geige, Gesang
Hartmut Priess:
Bass, Gitarre, Mandoline
Erry Stoklosa:
Gitarre, Percussion, Gesang
Peter Schütten:
Gitarre, Gesang, Percussion
Andreas Wegener:
Piano, Synthesizer, Akkordeon, Gesang
 
Fotos: © M. Bald